Alles Lob gebührt Allah dem Herrn der Welten, dem Allerbarmer, dem Barmherzigen. Wen Allah rechtleitet, den kann keiner in die Irre führen und wer in die Irre geht, für den gibt es keinen der ihn rechtleiten kann.
Ich bezeuge, dass es keinen Gott gibt der das Recht hat angebetet zu werden außer Allah und ich bezeuge, dass Muhammed (s.a.w) sein Diener und Gesandter ist.
TEIL 1
Geehrte Geschwister im Islam,
Allah hat der Menschheit in allen Bereichen des Lebens eine Rechtleitung bestimmt, besonders im Bezug auf die fünf Säulen des Islams. Im Islam gibt es vorgeschriebene Rituale, die von Generation zu Generation erhalten werden sollen und unabhängig von äußeren Umständen gleich bleiben müssen. Zum Beispiel die Art und Weise des Gebets wird immer gleich bleiben. Gleichsam verhält es sich mit der Art und Weise des Fastens oder der Vollbringung der Hadsch. Die Form der Rituale soll geradlinig fortgesetzt werden unabhängig davon, wie sich das soziale oder politische Klima in der Umwelt entwickelt. Die Essenz dieser Rituale darf nicht verfälscht werden, egal was auch immer passiert.
Von diesen festgesetzten Regeln ist das Freitagsgebet und die Freitagspredigt davon. Wenn wir unseren Glauben aufrichtig umsetzen wollen, sollten die Freitagspredigten von heute gleich sein wie die von damals in der Zeit des Propheten (s.a.w). Zumindest in ihrer Essenz sollten die Freitagspredigten zu allen Zeiten gleich sein . Doch ein ehrlicher Vergleich am Beispiel dieses Rituals heutzutage zeigt uns auf, wie weit weg wir uns von der Methode des Propheten (s.a.w) distanziert haben.
In Madinah stand der Prophet (s.a.w) kontinuierlich persönlichen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Problemen gegenüber. Er (s.a.w) setzte sich tagtäglich mit der Lösung dieser Probleme auseinander. Wobei wohlangemerkt wurde die Freitagspredigtt am Freitag nicht als Forum (öffentliche Diskussion) für diese tägliche Probleme genutzt. Denn Allah sagt im Quran:
O die ihr glaubt, wenn zum Gebet gerufen wird am Freitag, dann eilt zu Allahs Gedenken und laßt das Kaufgeschäft. Das ist besser für euch, wenn ihr wißt.
– Kapitel 62, Vers 9
Dieser Vers befiehlt uns die Arbeit bei Seite zu legen, obwohl der Handel zu unserem Alltag gehört und erlaubt ist. Wir werden dazu angehalten unsere Arbeit mit dem Gottgedenken auszutauschen, um mit Allah in Kontakt zu treten. Es ist einfach nachweisbar, dass dieses Ritual, die Freitagspredigt, eine rein spirituelle Tat beinhaltete und es wurde nicht als Forum instrumentalisiert um wirtschaftliche, gesellschaftliche oder politische Probleme zu thematisieren. Und das obwohl auch zur Zeit des Propheten Allah’s (s.a.w). diese Probleme tagtäglich auftauchten.
Gewöhnlicher Weise verlängerte der Prophet (s.a.w) die Gebetszeit so, dass es länger dauerte als die Zeit für die Freitagspredigt. Während diesen Gebeten rezitierte er (s.a.w) oft die Surah Al-Ala (Kapitel 87) und die Surah Al-Ghashiyah (Kapitel 88). Das leuchtet ein, doch überlegt euch einmal konkret wie lange das Freitagsgebet war, falls seine Khutbah dreissig Minuten dauerte?
Wenn wir uns das Leben der vier Imame (Abu Hanifa, Malik, Schafii’ und Ahmad ibn Hanbel) lesen, können wir dieselbe Umsetzung dieses Rituals auch beobachten. Obwohl alle vier Imame in politisch erdrückenden Epochen wirkten, sehen wir, dass sie niemals die Khutbah als ein öffentliches Forum für die Vermittlung ihrer persönlichen und politischen Meinung instrumentalisierten. Imam Abu Hanifah wurde sogar verhaftet und ins Gefängnis gesperrt und vergiftet wegen seiner politischen Meinung gegen die zeitgenössischen Herrschaft. Aber er hat jedoch zu seinen Lebzeiten nie die öffentliche Freitagspredigt zum Gegenstand einer politischen Problematik gemacht. Auch Imam Malik wurde von seinem damaligen Regierung verfolgt, doch er weigerte sich die Khutbah als Predigt für Politik zu missbrauchen.
Selbst Imam Ahmad ibn Hanbel, Allahs Wohlgefallen auf ihnen allen, wurde im Gefängnis verhört und gefoltert wegen seiner privaten Einstellung zur Regierung, doch er benutzte nie die Freitagspredigt um gegen die gezielten Ungerechtigkeiten gegen seine Person zu thematisieren.
Ganz im Gegenteil, verehrte Geschwister im Islam, keiner von diesen vorbildlichen Imamen kam zur Einsicht, dass ein zeitgenössisch, brennendes Thema in der Gesellschaft zum Gegenstand der Freitagspredigt gemacht werden sollte. Wie zum Beginn definiertZ bleibt die Form und der Zweck eines islamischen Rituals immer das Gleiche unabhängig davon, wie sich äussere Faktoren in der Gesellschaft entwickeln. Das Ritual des Freitagspredigts bleibt also unverändert in seiner Form.
Allah hat ein ganzes Kapitel (Kapitel 62, Al-Jumah) dafür herabgesandt, worin eindeutig hervorgeht, dass die Moscheegemeinde sich dem Gedenken Allahs zuwenden soll während der Zeit am Freitagsritual. Und für die Thematisierung der anderen Bedürfnisse bzw. Probleme der Menschen sollen andere Zeitfenster gesucht werden, die eine richtige Lösungsfindung erlauben in unserer Zeit.
TEIL 2
Meine geehrten Geschwister,
abgesehen von der Abschiedspredigt des Propheten Allahs (s.a.w) hat es nachweisbar keine Predigt gegeben, die alle Ebenen des Lebens umfassend thematisiert hat an einem Freitag. Man muss hier jedoch hinzufügen, dass der Prophet (s.a.w) die Abschiedspredigt am Tag des Arafat gemacht hat und dann bot er (s.a.w) Bilal (r.a) dazu auf den Adhan zu rufen. Die Gemeinde betete Dhur und ‘Asr zusammen an jenem Tag und es gab kein klassisches Freitagsgebet, wie es sonst üblich war.
Es wird berichtet, dass ein Mann zum Propheten (s.a.w) kam und ihn vor der Freitagspredigt darum bat, für Regen ein Bittgebet zu machen. Madinah war zu damaligen Zeit geplagt von monatelangen Regenausfall. Der Prophet (s.a.w) tat es und es regnete über die ganze Woche hinweg. Derselbe Gefährte des Propheten (s.a.w) kam nochmals vor der Freitagspredigt auf ihn zu und bat ein Bittgebet zu sprechen, damit der Regen aufhört. Der Prophet (s.a.w) berücksichtige auch dieses mal seinen Wunsch und bald legte sich der Regen wieder. Allah direkt um Hilfe zu bitten während einer Predigt gehört also zur Sunnah.
Möge Allah uns ein Nutzen ziehen lassen von den Freitagspredigten.